Angeregt wurde diese Komposition von der durch Nelson Mandelas Autobiographie „Der lange Weg zur Freiheit" (Long Walk to Freedom) zutiefst ergriffenen Solo-Cellistin Maria Kliegel. Auf ihre Anregung hin komponierte Wilhelm Kaiser-Lindemann dieses Werk und durch sie wurde es dann zusammen mit Stephan Froleyks am Schlagzeug in der Düsseldorfer Tonhalle am 16. Dezember1996 uraufgeführt.
Anmerkungen des Komponisten zu den einzelnen Sätzen:
1 Robben Island [ca. 12’]
Auf dieser Gefängnisinsel vor Kapstadt lebte Mandela eingesperrt mit seinen wichtigsten politischen Freunden die letzten 17 Jahre vor seiner Befreiung und anschließenden Berufung als Präsident Süd-Afrikas.
Die ersten Jahre waren äußerst hart. Später besserte sich die Situation etwas. Es war Mandela u. a. gestattet, Lern- und Lehrprogramme zu initiieren, woran zuletzt sogar Mitglieder des Bewachungspersonals teilnahmen!
Dieser erste Satz des Werkes ist geprägt von lähmender Verzweiflung mit exzessiven Ausbrüchen. Aber auch gewisse positive Zukunftsvisionen klingen an.
2 Hunting [ca. 7’]
Hunting ist ein Begriff aus dem Bebop-Jazz, bei dem sich in zumeist rasendem Tempo die Instrumente abwechseln, sie „jagen“ einander. Diese und andere Jazz-Elemente bilden die Basis des Satzes. Inhaltlich ist jedoch etwas anderes gemeint, nämlich „Menschenjagd“. Ein böser Satz, allerdings auch äußerst virtuos und sehr dankbar für die Protagonisten.
2a Meditation [ca. 9’]
Diese ursprünglich als 5. Satz konzipierte Meditation wurde nachträglich vom Komponisten an dieser Stelle als 2a eingefügt. Sie kann als musikalische Überleitung verstanden werden, als eine Vision, die sich im nachfolgenden Satz „Metamorphosis“ in dem „Meditation“ überschriebenen Abschnitt konkretisiert.
(Der Herausgeber)
3 Metamorphosis [ca. 8’ 30"]
Veränderung. Der sicherlich „afrikanischste“ Satz. Es kommt im 7/8-Takt so etwas wie afrikanische Lebensfreude auf – teils verhalten, teils offensichtlich. Er beschreibt meine Hoffnung auf Südafrikas eigenen Weg in die Normalität und geistige Freiheit.
4 Lullaby (for Zaziwe) [ca. 8’]
Ein ruhiges Finale, dem ein Wiegenlied von Mandelas Heimatstamm zugrundegelegt ist. Ich habe hierin meinen Wunsch für dieses Land ausgedrückt: Dass die Mütter ihre Schlaflieder in Ruhe bis zu Ende singen können – ohne die stete Furcht vor der Willkür von Menschenjägern und türeneinschlagenden Schergen.
Zaziwe ist eine junge Verwandte Mandelas. Zwischen beiden besteht offensichtlich eine besonders enge emotionale Verbindung.
Nelson Mandelas Dankesworte für die Widmung:
“The President is humbled by the great honour bestowed upon him through your dedication of a music composition to him entitled Hommage à Nelson M. Your kind gesture is greatly appreciated.”